Politikseminar des ISWA – Instituts für Sozial- und Wirtschaftspolitische Ausbildung e.V. –
Vortrag: Sicherheit in der Lieferkette – Referent: Dr. Ulrich Franke –
Wetter- und Naturkatastrophen, Terroranschläge, politische Umbrüche wie der Arabischer Frühling, globale Finanz- und Wirtschaftskrisen – sie alle haben eines gemeinsam: Sie treffen uns oft überraschend und unvorbereitet. Der Ökonom Nassim Taleb (2008), Professor für Risikoforschung in New York, nennt dies auch Schwarze Schwäne. Sich dieses Phänomen auch nur vorzustellen galt jahrhundertelang als vollkommen abwegig – bis sie im 18. Jahrhundert in Australien entdeckt wurden.
Menschen sind häufig blind gegenüber Risiken. Die Möglichkeit, dass eine ungewöhnliche Katastrophe überraschend eintreten könnte, wird aus der Erwartungsbildung oftmals ausgeblendet. Dies gilt vor allem, wenn Erfahrungswerte fehlen. Der ehemaligen US-Verteidigungsministers Donald Rumsfeld nannte solche Risiken auch Unknown Unknowns. Allein die Erkenntnis über Risiken garantiert jedoch nicht, dass sich Staaten, Gesellschaften und Unternehmen ausreichend gegen diese absichern. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Eintrittswahrscheinlichkeit von Ereignissen gering ist – auch wenn der mögliche Schaden immens wäre. Schwierig zu handhaben sind vor allem systemische Risiken. Ihre Bewertung ist laut dem Soziologen Ortwin Renn ein schwieriges Geschäft, da sie durch einen hohen Grad an Komplexität gekennzeichnet sind. Komplex sind sie, weil kausale Verbindungen zwischen einer Vielzahl möglicher Akteure nur schwer zu identifizieren sind. Unklarheiten ergeben sich durch unterschiedliche Einschätzungen der Relevanz, Rolle und Implikationen der Risikoeinschätzung. Die Folge ist, dass Staaten, Gesellschaften und Unternehmen nicht genügend tun, um Resilienzen aufzubauen.
Können wir Risiken ausreichend erkennen und bewerten? Was sind die großen Risiken im 21. Jahrhundert? Wie können sich Staaten, Gesellschaften und Unternehmen absichern und Resilienzen aufbauen, also widerstandsfähig werden? Was bedeutet dies für das Tagesgeschäft von Unternehmen? Diese und weitere Fragen möchten wir mit Ihnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutieren.